Der 10 Oktober wird also als der Tag in die Geschicht eingehen, in der uns die Bertha nach Perth gebracht hatte. Das liess sich nun bei einem Block Emu (so ein Billigbier) feiern und so sprachen sich Anna-Lena und ich auch wieder aus. Es war nun wieder alles gut. Erstmal 😉
Und scheinbar hatte sich unsere Pechsträhne verabschiedet, denn wir hatten tatsächlich mal wieder Glück. Die Bahnstrecke zwischen Fremantle und Perth war wegen Wartungsarbeiten einschliesslich Sonntag noch gesperrt. Als Ersatz bot die Bahn nun einen kostenlosen Shuttle-Service Nummer 906 an. Was Besseres konnte uns also nicht passieren 😉 Und es ging weiter. Zumindest für Anna-Lena. Denn diese fand an diesem Tag gleich schon mal zwei Jobs (während ich nur meinen Lebenslauf vorbereitete). Zum einen durfte sie am nächsten Tag in einem italienischen Restaurant in Northbridge (dem Partyviertel von Perth) zum Probe arbeiten kommen und zum anderen hat sie mit dem Bambu direkt ein Hostel gefunden bei dem sie gegen free accomodation arbeiten kann. Somit stand schon fest, dass Anna-Lena bereits am morgigen Freitag aus unserer Bertha ausziehen würde. Ein trauriger Moment. Denn obwohl Julius und Anna-Lena die bis dahin einzigen Travelmates waren mit denen ich mich in die Wolle bekommen hatte, so war es doch auch die tollste Reisezeit. Ich glaube unser größtes Problem war bzw. ist, dass wir uns einfach zu gut verstehen.
Nun stand aber noch eine gemeinsame Sache auf dem Programm. Wir mussten unsere Bertha noch verkaufen. Und so bereiteten wir an diesem Abend und am nächsten Morgen die Verkaufsanzeige vor, die wir später in diversen Hostels und Schwarzen Brettern aushängen wollten. In der Bibliothek konnte man sogar kostenlos drucken sofern man sein eigenes Papier mitbrachte. Somit kauften wir 500 Blatt und druckten sowohl unsere Verkaufsanzeige als auch unsere Lebensläufe in Massen 😉 Julius ging indessen auf Jobsuche und wurde fündig. Auch wenn dieser nur für einen Tag sein sollte. Da er dafür eine schwarze Hose und weißes Hemd benötigte, habe ich Julius am frühen Abend zunächst beim Einkaufen begleitet bevor ich mich anschliessend alleine auf nach Fremantle machte um dort eine alte Bekannte wiederzutreffen 🙂
Bereits die Tage zuvor hatte ich erfahren, dass Michelle, meine erste Reisebegleitung von der Ostküste seit längerer Zeit in Fremantle wäre. Also machte ich mich auf zur „Firestation“ in Fremantle (was übrigens kein Feuerwehrhaus ist, sondern ein herkömmliches mit allerdings sehr alternativen Leuten zu diesem Zeitpunkt 😉 ). Und die Firestation hatte noch eine weitere Überraschung für mich parat. Denn statt Michelle dort anzufinden sitzt auf einmal jemand ganz anderes um die Ecke. Julia aus meiner Darwin Zeit. Die Freude war also umso größer 🙂 Schliesslich kam auch Michelle dazu. Diese hätte ich fast nicht wieder erkannt. Sie trug nun Rasterlocken und hörte nun auf den Namen Bella. Verwirrend das Ganze 😉 Dennoch war es ein cooler Abend mit vielen Erinnerungen 🙂 Blöd war nur der Fußweg zurück zum Campingplatz. 45 Minuten in der Nacht. Gut dass die Firestation eine Free Clothes Ecke hat, wo ich mir kostenlos einen Pullover mitnehmen konnte. Denn es war spürbar kalt geworden in der Nacht.
Da uns der Campingplatz für zwei Leute zu teuer wurde, haben Julius und ich uns entschieden den Campingplatz am Samstag zu verlassen und uns stattdessen näher Richtung Fremantle am Straßenrand zu postieren. Danach nutzten wir die Zeit um Fremantle zu entdecken, indem wir zeitgleich auch dort unsere Anzeigen aufhangen. Fremantle gefällt mir übrigens super. Viel besser als Perth selbst. Als wir dann nach Perth wollten bekam ich einen Anruf von Anna-Lena, dass sie bereits den Anruf eines ersten Interessenten bekommen hatte (wir hatten auf der Anzeige alle Nummern niedergeschrieben). Da wir noch in der Nähe von Bertha waren, ließ ich mir die Nummer von Anna-Lena geben und rief diese zurück. Erst wollten sie (sie heißt ein australisches Päärchen aus Port Headland) sich am nächsten Tag mit uns treffen. Dann bekam ich aber doch nochmal einen Anruf, dass sie doch schon jetzt vorbeikommen würden. Somit trafen wir uns direkt in Fremantle und präsentierten somit erstmals unsere Bertha. Standardfloskelmäßig wollten sie sich wieder melden wenn sie eine Entscheidung getroffen hätten. Da Anna-Lena ja im Hostel am Arbeiten war und Julius auch zur Arbeit auf musste, fuhr ich die Bertha alleine zurück zum Parkplatz. Ein riskantes Manöver, da wir nach wie vor keine Versicherung hatten und der VAN nur sehr schwer einzublicken war.
Nachmittags habe ich mich dann mit Anna-Lena in der Stadt wiedergetroffen, wo wir in einer mehreren Stunden andauernde Aktion unsere Anzeigen auch in der Innenstadt und Northbridge aufhangen. Es gibt hier übrigens wieder Dominos und Pizza für $6.95. Lang ist es her 😉 Und das war nicht das Einzige was ich wiedergefunden habe.Als wir im Hostel „One World Backpackers“ (welches ich übrigens richtig toll fand auf dem ersten Blick) läuft uns doch tatsächlich die Aleks aus Darwin und Broome wieder über dem Weg. Und das war nicht die einzige. Auch die Italienerin Lisa und den Deutschen Christian aus Broome begegneten uns wieder in diesem Hostel. Da Anna-Lena am nächsten Tag nicht arbeiten musste, entschieden wir uns einen Lars/Anna-Lena Abend einzulegen. Da Julius ja arbeiten war hatten wir somit mal einen Abend für uns. Somit fuhr Anna-Lena mit mir zurück nach Fremantle, wo wir erst im OldShangai (ein Foodcourt) chinesisch aßen und dann in Bertha ein gemütliches Revival feierten, indem wir einfach mal wieder stundenlang über alles (machmal hätte ich mir in dem Moment gewünscht nicht über Alles zu reden :lol:) und jeden redeten. Highlight war aber eine Aktion von Anna-Lena am nächsten Morgen. Eigentlich sollte ich die hier nicht erzählen, aber ich fand es so witzig, dass ich nun einfach muss 😛 „Muss“ ist dann auch das richtige Stichwort 😉 Da wir in unmittelbarer Umgebung um unseren Van keine Toilette hatten, wollte Anna-Lena den Morgengang neben Bertha verrichten (so unter Frauen halt 😉 ). Ich war zwar nicht selber Zeuge, aber Anna-Lena hat es wohl geschafft ihren nackten Hintern genau indem Moment zu entblößen, als nur wenige Meter von ihr entfernt ein fremder Mann lang ging. Diesen hatte sie wohl übersehen *g* Schlecht für Anna-Lena. Gut für den Fremden 😉
[inspic=4759,left,fullscreen,150]Auch für diesen Morgen hatten sich Interessenten für Bertha angekündigt. Während ein Alex und eine Hannah noch auftauchten, liess uns eine Franzsösin hängen und tauchte nicht zum vereinbarten Zeitpunkt auf. Doofe Sache sowas, sonst hätten wir uns noch eher mit Scott treffen können. Scott?!?! Schon wieder ein neuer Name denkt ihr euch. Zu recht 😉 Aber diesmal ein speziellerr. Denn dieser gehört zu Julius seinen besten Freunden ( @Julius: 😛 ) und ist schon irgendwas weit über 40 Jahre denke ich 😉 Um es deutlicher auszusprechen: Scott ist ein Australier den Julius irgendwann auf seiner Reise mal kennengelernt hatte. Seitdem versuchte er permanent den Kontakt zu Julius zu halten. Warum auch immer 😉 Auf jedenfall lebte er zu diesem Zeitpunkt in Perth und lud Julius, aber auch Anna-Lena und mich ein, an dem Tag uns abzuholen und die Gegend ein wenig zu zeigen. Somit trafen wir uns schliesslich mit ihm und besichtigten ersten den Hafen in Fremantle und dann den Kings Park in Perth. Der Kings Park, der auch den botanischen Garten einschliesst, liegt auf einem Hügel von dem man einen fantastischen Platz auf die Skyline von Perth hat. Leider hatten wir das Wildflower Festival knapp verpasst, dennoch blühte der botanische Garten noch fantastisch. Fantastisch waren allerdings nicht die Ketchupbeutel die es bei meiner Pommesbestellung dabei kam. Denn die Technick diese zu öffnen war für mich neu, so dass der Ketchup nicht auf meinen Pommes, sondern auf meinem Shirt landete :-/
[inspic=4833,left,fullscreen,150]Später fuhren wir noch nördlich von Perth zum Yanchep National Park ($10 Eintritt pro Auto), ein kleiner aber feiner Park, mit einem See, Höhlen und Eukalyptusbäumen. In diesem See entdeckte ich meine ersten Longneckturtles. Im Arnhem Land hatte ich ja bereits darüber einiges erzählt bekommen, aber nun hatte ich welche direkt vor mir. Auch Koalas durfte ich mal wieder sehen, die in den zahlreichen Bäumen gelangweilt rumsaßen. Auch die Höhlen haben wir uns für 6.50 Dollar pro Person angeschaut (einschliesslich Kindergeschrei :roll:). Sind aber nicht der Rede wert wenn man die Dechenhöhle oder Atta-Höhle in Deutschland direkt vor der Tür hat. Ein tolles Erlebnis war dann aber noch die wilden Kängeruhs (manche mit Baby im Beutel), die einen so nah rankommen ließen wie nie zuvor.
Als Dank haben wir Scott abends noch zum BBQ (Burgers) in den Kings Park eingeladen, was aufgrund der zahlreichen Mücken vielleicht keine so tolle Idee war. Noch schlimmer waren da nur noch die betrunkenen Asiaten *g*. Perth im Dunkeln vom Hügel zu sehen war dafür ein spezielles Erlebnis.
Scott brachte uns dann noch zurück nach Fremantle, wo wir uns dafür entschieden diese Nacht noch nach Perth zu fahren. Zum einen ist es für die meisten Interessenten der Bertha einfacher zu uns zu kommen und zum anderen ist die Zeit des kostenlosen Bahnfahrens vorbei. Somit fuhren wir nach Perth um dort in der Brisbane Straße (direkt bei Northbridge) zu pennen. Zumindest ich und Julius. Anna-Lena hatte ja bekanntlich schon ihre Unterkunft im Hostel gefunden. Und als wir einparkten sprach uns auf einmal ein junges holländisches Päärchen bzgl. Bertha an. Wir hatten bereits telefonischen Kontakt gehabt und wollten uns die Tage eigentlich treffen und nun liefen wir uns durch Zufall über den Weg. Somit schauten sich die Beiden den Van schon an diesem Abend an. Am nächsten Morgen bekamen wir dann auch glatt eine SMS von den Beiden mit einem Angebot über $2000. Haben wollten wir laut Anzeige ja 3500 Dollar. Also ließen wir uns darauf ein uns auch mit weniger zu Frieden zu geben und schrieben den Beiden zurück, dass wir uns in der Mitte treffen könnten. Am Nachmittag bekamen wir aber bereits eine neue SMS von den Beiden, dass sie sich nun für einen anderen Wagen entschieden hätten. Die SMS erreichte Anna-Lena und mich genau in dem Moment als wir vom Department of Planning and Infrastructure zurückkamen. Wer sich noch an den Bericht erinnert in der wir die Bertha kauften, der wird auch noch wissen, dass sowohl der Verkäufer, als auch der Käufer ein Dokument an das Department of Planning und Infrastructre schicken müssen, welche dann ein weiteres Dokument an den Verkäufer schicken mit der Bestätigung und den Transfergebühren. Wir hatten den Brief aber nicht bekommen, worauf wir uns an diesem Tag aufmachten dies zu klären. Die Ursache des Problems war dann auch schnell gefunden (nachdem wir zuvor bestimmt eine Stunde warten mussten, also Bürokratie wie in Deutschland 😉 ). Anna-Lena hatte als Adresse ihre Travellers Contact Point Adresse in Sydney angegeben. Möchte man allerdings einen Wagen in Western Australian überschreiben muss man eine gültige Adresse in Western Australia angeben. Da wir aber nun schon vor Ort waren bezahlten wir die fälligen 95 Dollar und Anna-Lena war nun auch offiziell Eigentümer der Bertha 😉
Nun gehörte uns (oder besser Anna-Lena) zwar die Bertha, aber Loswerden wollten wir sie ja trotzdem.noch. Und nach der Absage der Holländer und ohne bisherige Rückmeldung von Alex/Hananh und dem australischen Päärchen, standen wir erstmal ohne weitere Interessenten da. Das war natürlich wieder frustrierend, dass ich mir irgendwann mal Luft machen musste. Leidtragender war wieder einmal Julius. Ich regte mich fürchterlich darüber aus, dass sich Julius nur um seine Jobsuche kümmerte, während ich nur damit beschäftigt bin Bertha zu verkaufen (Anzeigen aufhängen, Termine vereinbaren, Wagen präsentieren). Ich fühlte mich ein wenig im Stich gelassen. Schliesslich hätte ich mich auch gerne intensiver um einen Job gekümmert. Da kloppfte am späten Morgen ein Franzsose an der Tür der Bertha (wir hatten natürlich unsere Anzeige auf allen Seiten der Bertha angebracht) und erkundigte sich nach dem Van. Am späten Nachmittag tauchte er erneut mit seinem Bruder auf. Ohne sich den Van überhaupt mal genauer anzuschauen und ohne zu verhandeln signalisierten sie großes Interesse und waren so kurz davor den Wagen bereits zu nehmen, bis sie sich schliesslich doch noch Bedenkzeit einräumten. Wir hörten nie wieder von ihnen. Aber für wenige Minuten lebten wir in einer Traumwelt wo wir uns innerlich schon freuten eventuell mehr Geld für die Bertha zu bekommen als wir einst dafür gezahlt hatten. In der Zwischenzeit hatten sich aber Alex und Hannah wieder gemeldet. Sie hätten sich nun auch für Bertha entschieden, würden aber Bertha vorher von einem Mechaniker durchchecken lassen wollen. Würde dieser sein ok geben, würden sie Bertha für 2500 Dollar kaufen. Dieser Termin sollte Mittwoch sein. Abends bekam ich allerdings ne SMS, dass sie nicht an soviel Geld an einem Tag kommen. Somit verschoben wir den Termin auf Donnerstag und hatten somit ein wenig Puffer um vielleicht noch weitere Käufer zu finden.
Im Laufe des Dienstag hatten sich dann überraschend viele Leute gemeldet. Unser Terminkalender für Mittwoch war auf einmal richtig voll und ließ uns wieder besser in die Zukunft zu schauen. Morgens kamen zwei Taiwanäsen. Kurz darauf folgten drei deutsche Mädchen. Diese riefen uns auch wenige Minuten später schon wieder an. Wie Aleks und Hannah wollten sie auch den Wagen checken lassen und würden ihn dann kaufen wenn das ok kommen würde. Anna-Lena und ich trafen uns mit den dreien dann auch schon 2 Stunden später. Der Mechaniker war aber von unserer Bertha überhaupt nicht angetan. Zwar war gerade nichts Gravierendes kaputt, dennoch riet er den dreien aufgrund des Alters vom Kauf ab. Keiner wüsste wie lange ein solcher Motor noch mitmachen würde. Die Mädels zögerten zwar zunächst noch, hörten dann aber auf dem Mechaniker und gaben uns eine Absage.
[inspic=4838,right,fullscreen,150]Aber wir hatten noch weitere Chancen. Nächste Kandidaten waren sowohl zwei deutsche aus den neuen Bundesländer als auch zwei Mädels die Anna-Lena bereits aus ihrem Hostel kannte. Fast zeitgleich trafen auch Simone und Franz auf, ein Päärchen in den Mitte 30er. Und was sollen wir sagen. Die Beiden kauften ohne langes Zögern die Bertha für 3100 Dollar und das obwohl wir zu den Beiden so ehrlich waren wie zu keinem anderen Interessenten bevor. Wir erzählten ihnen davon, dass Bertha nicht mehr wirklich schnell ist. Das sie Schwierigkeiten hat anzuspringen wenn sie kalt ist. Wir berichteten von der Klappe die immer aufgeht, als auch von dem höheren Spritverbrauch. Selbst die Tatsache, dass der zweite Gang hin und wieder schwieriger reingeht, ließ die Beiden nicht abschrecken. Der Deal war perfekt und wir konnten unsere zahlreichen weitere Termine an diesem Tag canceln. Auch die Absage an Alex und Hannah fiel bei 600 Dollar mehr in der Tasche nun nicht mehr schwer 😉 Klar, dass wir den Deal sofort schriftlich aufsetzten. Das Geld und die Übergabe würden dann am folgenden Tag stattfinden.
Zur Feier des Tages gönnten wir uns alle Pizza und Bier. Julius hatte nun endlich auch einen permanten Job in einem Cafe gefunden und konnte so nicht lange an unserer Feier teilhaben. Somit lagen Anna-Lena und ich an diesem Abend allein in der Bertha. Bei offener Hinterklappe schauten wir einfach nur raus auf die Straße (die Leute hielten uns bestimmt für bekloppt) und genossen die letzten Stunden in der Bertha. Leider blieb es bei der guten Stimmung nicht. Nachdem Julius Feierabend hatte gingen wir zunächst in die Moon Bar und danach noch in die Mustang Bar, wo eine Liveband für gute Stimmung sorgte. Auch diesmal kann ich mich nicht erinnern, aber irgendwie bekamen uns Anna-Lena und ich wieder in die Wolle. Und das an einem solchen Tag :-/ Zwar hielt diesmal der Streit keine 24 Stunden an, aber…na ja kein aber 😉
Der 18.10.2008, etwas mehr als einem Monat nach unserem Kauf der Bertha, wird also in die Bertha Geschichte eingehen. Simone und Franz waren pünktlich um 10 Uhr da und somit konnte die Übergabe bei letzten Fotos stattfinden.